Wie war der Verlauf der Elbe-Hochwässer 2006 ?

 

Eingangs ist festzustellen, dass die Entstehung dieses Hochwassers andere Ursachen als das des Jahres 2002 hatte.

Waren 2002 die im August überdurchschnittlich gefallenen Niederschläge die Ursache für die "Jahrhundertflut" 

(Sommerhochwasser), sind es im April 2006 die großen Schneehöhen, die durch einen Temperaturtanstieg zum Abschmelzen 

kamen und verbunden mit Niederschlägen, die auf teilweise tief gefrorenem Boden treffen, sofort zum Abfluss gelangten 

(Winterhochwasser).

 

Die Auswirkungen auf die von den Hochwässern betroffenen Menschen und Gebäude sind natürlich  

die gleichen.  

 

Anmerkung des Autors: 

Wenn vom Elbe-Hochwasser gesprochen wird, wird natürlich auch auf die Wasserstandsentwicklung in den Nebenflüssen 

eingegangen. 

 

Einleitend kann sich der Leser an dieser Stellemit den Alarmstufen und ihrer Bedeutung bei dr Hochwasserabwehr vertarut 

machen:

Quelle: Lausitzer Rundschau, 31.03.2006

Zum Thema: Alarmstufen und ihre Bedeutung

 

In Deutschland können an den Hochwassermelde-Pegeln der Flüsse bis zu vier Alarmstufen ausgerufen werden.

 

Bei Alarmstufe I beginnt der Fluss, über die Ufer zu treten. Es wird ein Wasserstandsmeldedienst eingerichtet.

 

Die Alarmstufe II erfordert regelmäßige Kontrollen. Das Wasser überschwemmt die Deichgebiete und erreicht 

den Dammfuß.

 

Ein ständiger Wachdienst auf Deichen, Brücken und Wehren wird bei Alarmstufe III eingerichtet. Das Wasser 

steht etwa bis zur Hälfte des Dammes.

 

Alarmstufe IV wird ausgelöst, wenn der Wasserspiegel nur noch einen Meter unter der Deichkrone liegt. 

Maßnahmen zur Katastrophenabwehr wie Evakuierungen werden eingeleitet.

 

Im Internet sind die aktuellen Hochwassermeldungen in Brandenburg unter

www.luis-bb.de/w/

und in Sachsen unter

www.umwelt.sachsen.de/lfug

abrufbar.

 

Nun zur Dokumentation der Ereignisse:

 

Lausitzer Rundschau, 28.03.2006

Talsperren der Region haben Reserven für Hochwasser

Pegelstände der Flüsse noch nicht gefährlich

COTTBUS. Das Hochwasser-Reservoir der Talsperre Spremberg von 20 Millionen Kubikmetern ist nach Angaben des Landesumweltamtes in Cottbus gegenwärtig erst zu gut einem Viertel ausgeschöpft. Auch der Speicher in Bautzen am Oberlauf der Spree hat noch genügend Reserven, um Schmelz- und Regenwasser aufzunehmen.

Die Wasserstände der Flüsse in Brandenburg und Sachsen sind nach Auskunft der Hochwasserzentralen noch nicht gefährlich. Für die Spree ist von der Landesgrenze Sachsen bis zur Talsperre Spremberg die niedrigste Alarmstufe eins ausgerufen. Für die Schwarze Elster bei Hoyerswerda wurdet Stufe zwei ausgelöst.

(Eig. Ber./sw) SEITE 4

 

Lausitzer Rundschau, 28.03.2006, Seite 4

Flüsse der Region stehen unter Beobachtung

Örtlich kleinere Überschwemmungen / Hochwasserlage nach Tauwetter und Regen nicht beunruhigend

VON WOLFGANG SWAT

 Tauwetter und Regen haben die Pegelstände von Oder, Spree, Neiße, Schwarzer Elster, Weißer Schöps und Elbe angehoben. Sofort werden bei Bewohnern in Flussnähe Erinnerungen wach an die Hochwasser der Elbe im August 2002 und der Oder im Sommer 1997. Die Befürchtungen könne er verstehen, sagt Eberhard Becker vom Landesumweltamt in Cottbus. Im Moment sei die Lage allerdings nicht beunruhigend, auch wenn an den brandenburgischen Abschnitten der Spree und der Schwarzen Elster in Spremberg und Herzberg die Alarmstufe 1 ausgerufen wurde.

Überall in der Region würden die Pegel der Flüsse beobachtet, so Becker. An den Messstellen der Schwarzen Elster setzt sich die Tendenz steigender Wasserstände fort. Am Pegel in Herzberg wird der Richtwert der Alarmstufe 2 allerdings nach Einschätzung der Experten voraussichtlich nicht überschritten.

Örtlich gab es kleinere Überschwemmungen. Im Raum Rietschen überflutete der Weiße Schöps ufernahe Regionen. Deutlich mehr Wasser als gewöhnlich führt die Schwarze Elster in Kamenz und Hoyerswerda. In Höhe Neuwiese bei Hoyerswerda wurde in diesem Bereich die Warnstufe 2 ausgerufen. Die Berufsfeuerwehr Hoyerswerda fährt regelmäßig Streife, kontrolliert Wehre und Brücken.

Um den Speicherraum der Talsperre Spremberg freizuhalten, wurde die Abflussmenge schrittweise von zehn auf 30 Kubikmeter Wasser je Sekunde erhöht, erklärt Eckard Schäfer vom Landesumweltamt in Cottbus. Für den Wasserstand der Spree habe das allerdings keine gravierenden Auswirkungen. Nur ergiebiger Regen, der bei dem noch immer gefrorenen Boden schnell in die Gewässer abfließen würde, könnte Probleme bringen. Allerdings ist das Hochwasser-Reservoir von 20 Millionen Kubikmetern in der Talsperre Spremberg erst zu einem Viertel ausgeschöpft.

In Sachsen hat sich die Lage nach Angaben der Sprecherin des Landeshochwasserzentrums, Karin Bernhardt, leicht entspannt. "Ein Wiederanstieg ist aber zu erwarten", blickt sie aufgrund von Schneemassen im Riesen- und Isergebirge voraus. Die Situation sei vergleichbar mit der im Vorjahr.

Aus der Talsperre Bautzen soll der Wasserabfluss nach Auskunft von Betriebsteilleiter Florian Gutsche nach Möglichkeit reduziert werden. "Wir müssen die Speicher wieder voll bekommen, um für den Sommer gerüstet zu sein." Die Hochwasserreserve von zehn Millionen Kubikmeter ist in Bautzen nur zu knapp einem Achtel ausgeschöpft.

Lausitzer Rundschau, 31.03.2006                                                       

                                                                                                                                                                                         

Der Pegel steigt, die Angst wächst mit                                              

                                                                                                        

Hochwasser löst Krisenstimmung in der Sächsischen Schweiz aus / Überflutungen auch in Dresden befürchtet

SVEN HEITKAMP

Joachim Füssel läuft wie Falschgeld durch die halbleeren Straßen von Bad Schandau. Immer wieder geht er nach der Elbe sehen, die steigt und steigt, er schaut auf veraltete Aushänge der Behörden, macht mal ein Foto, recherchiert im Internet. Alles, was jetzt zählt, sind die Pegelstände.

„Bis 8,65 Meter geht's noch. 20 Zentimeter mehr und es läuft zur Tür rein", sagt der Wirt vom Cafe am Stadtpark. Das Schlimmste in diesen Tagen des Hochwassers sei die Ohnmacht. Nichts tun zu können und nicht zu wissen, wie das Wasser diesmal kommt.­ 

Im August 2002 stand die Jahrhundertflut in seinem Cafe bis unter die Decke.. "Wir haben alles verloren", erzählt Füssel. Diesmal hat er alles gerettet, was ging: Möbel, Lebensmittel, Kühlaggregate. Schrecklich sei das Gefühl dennoch, bedrückend die Stimmung. "Darüber reden hilft", sagt er dann und überhaupt: Noch sei der hohe Stand der Elbe ja fast normal. Doch der Schock von vor vier Jahren sitzt den Menschen tief in den Knochen, Und die Sächsische Schweiz hat am Mittwoch Katastrophenalarm ausgelöst.

Hunderte Menschen haben bereits die Flucht ergriffen, sind bei Verwandten und Freunden oder in einer Sebnitzer Turnhalle und einer Pirnaer Berufsschule untergekommen. Inzwischen sind die ersten Häuser, Gärten und Garagen überflutet, Schiffsanleger ragen aus dem Fluss. Straßen in Bad Schandau, Pirna und anderen Orten sind gesperrt. Für einige Häuserblocks wurden Strom und Gas abgestellt.

Am Markt in Bad Schandau sind die Häuser verrammelt, die Erdgeschosse leer geräumt, auf den Straßen ist Stille eingekehrt. Die Apotheke hält den Notbetrieb an einem Seiteneingang aufrecht. Die Feuerwehr pumpt die Durchgangsstraße frei und legt Sandsäcke vor evakuierten Häusern ab, auf einer Baustelle füllen Freiwillige Sand in Säcke ab.

 

                                                               30.03.2006

 

Zwar sind die Pegelstände von 2002 längst nicht erreicht, auch die Prognosen bleiben deutlich unter den Rekordmarken.

Doch die Werte steigen weiter: Für heute wird die vorerst höchste Alarmstufe erwartet. Das Hochwasserzentrum rechnet bis zum Abend (31.03.2006) mit einem Elbpegel von bis zu 8,50 Meter in Schöna, in Dresden mit bis zu 7,60 Meter.

Und damit nicht genug: Die Experten sehen auf tschechischer Seite noch kein Ende des Anstiegs. Weitere Regenfälle und die Schneeschmelze drohten die Lage weiter zu verschlechtern.

Sollten die Prognosen eintreffen, wird es auch wieder Dresdner Wohngebiete erwischen.                             

                                                                

Ihre Bewohner und die Feuerwehr beginnen bereits die Häuser zu sichern. Ab einem Pegelstand von 7,40 Metern lasse sich Gohlis "nicht mehr halten", heißt es. Die Evakuierung zweier Pflegeheime wird in Betracht gezogen. Die ersten Straßen und Häuser am Ufer wie die Brühlschi Terrassen stehen, schon unter Wasser.

Mehrere Landesminister machen sich auf ins Krisengebiet, erkunden die Lage und sagen Hilfe zu. Die Situation sei angespannt, aber noch keine Katastrophe, sagt Umweltminister Stanislaw Tillich (CDU) Betroffene Betriebe könnten auf Unterstützung des Landes hoffen, sagt Wirtschaftsminister, Thomas Jurk (SPD).

 

Lausitzer Rundschau, 01.04.2006

Sandsäcke zum Stadtjubiläum

Dresdner müssen erneut gegen das Elb-Hochwasser kämpfen

Das Frühjahrshochwasser der Elbe wird Teile Sachsens bis Ende der nächsten Woche in Atem halten. Das Landeshochwasserzentrum sagt für den morgigen Sonntag (02.04.2006) in Dresden den Höchststand von 7,60 Meter voraus, anschließend werde der Pegel bis Ende nächster Woche wieder auf drei Meter absinken. In Teilen Dresdens wurde gestern Katastrophenalarm ausgerufen. In der Sächsischen Schweiz geschah dies bereits am Donnerstag (30.03.2006). In Pirna fällt in vielen Schulen am Montag der Unterricht aus.

VON SVEN HEITKAMP

Es hätte so schön sein können. Auf den Tag genau feierte Dresden gestern den 800. Jahrestages seiner urkundlichen Ersterwähnung. Doch während die 1000 Ehrengäste aus dem In- und Ausland am Vormittag die Zeremonien in der Frauenkirche und der Semperoper erlebten, kämpften die Menschen in den tiefer liegenden Wohngebieten Gohlis, Laubegast und Zschieren gegen das Elbe-Hochwasser.

Während Frauenkirchen-Baudirektor, Eberhard-Burger die Ehrenbürgerrechte der Stadt erhielt, überschritt der Pegel die neuralgische Sieben-Meter-Marke.

Damit galt für einige Stadtteile die höchste Alarmstufe. Bis auf 7,75 Meter könnte der Pegel noch steigen, schätzen die Experten. Ab morgen (02.04.2006) rechnen sie dann mit einem langen Hochwasserscheitel und schließlich einem allmählichen Rückgang.

                                    

Notunterkünfte vorbereitet

Sieben Meter - das sind zwar zweieinhalb Meter unter dem Rekordwert von 2002, aber fünf Meter über Normal. Da packen manche Dresdner die Kisten und bereiten sich auf ihre Evakuierung vor. Die Menschen in Cossebaude und Gohlis mussten gestern Abend aus ihren Häusern. Gut möglich, das heute noch Hunderte folgen, wenn sie nicht schon zu Freunden und Verwandten geflüchtet sind. Auch Notunterkünfte sind eingerichtet, wie in der Sächsischen Schweiz, wo bereits tausende Menschen ihre vier Wände verlassen mussten und ein Pegel von 8,30 Meter die Elbe in die Altstädte spült.

Wie tief gespalten Dresden dieser Tage ist, bestaunen Touristen auf der Brühlschen Terrasse: Vom Ufer her steigt das Wasser immer höher, das Tickethäuschen der Dampfschifffahrt steht bis zum Dach im Wasser. Doch auf der anderen Seite der Festung werden Postkarten und Bratwurst verkauft. Riesige Sandsäcke mit der Aufschrift Quick-Damm verhindern ein Eindringen in die Altstadt. "Die Lage ist angespannt, aber ruhig", sagt ein Sprecher der Stadt.

Stunde um Stunde steigt die Elbe um zwei Zentimeter.

Damit waren die nächsten Schritte seit dem Morgen abzusehen: Die Evakuierung eines Altenheimes etwa und die Sperrung des Blauen Wunders für den Autoverkehr. Dort hatte die Lage am Mittag skurrile Züge angenommen. Während am Hintereingang des Restaurants "Schillergarten" Helfer die Wassermassen mit Sandsäcken und Pumpen abwehrten, saßen auf der Terrasse Gäste bei Bier und Kaffee.

(Anmerkung des Verfassers: Es sollte  über gesetzliche Maßnahmen bzw. Verordnungen nachgedacht werden, die Bürger in

Ausnahmesituationen zu  Hilfeleistungen verpflichten. Vielleicht lässt sich mit derartigen Maßnahmen auch der

"Katastrophen-Tourismus" eindämmen?)

Zuvor schon waren am anderen Elbufer der "Körnergarten" und das frisch sanierte Vereinshaus der Wassersportler "Am Blauen Wunder" wieder abgesoffen. In der Nacht hat es auch Privathäuser erwischt. "Ich hab die ganze Nacht Sandsäcke geschleppt. Aber um 4.30 Uhr kam das Wasser in den Keller", stöhnt ein Mann. Um zwölf Uhr ging er das erste Mal schlafen.

Achtlosigkeit der Behörden

Ein paar Straßen weiter gerät Wolfgang Kühne in Rage. Nicht, das es ihn nicht stört, dass sein Keller vollläuft und er den ganzen Tag ausräumen muss. Doch Kühne ärgert vielmehr die Achtlosigkeit der Behörden, die grad in der Semperoper feiern.

Ein alter Elb-Arm, der als Überflutungsgebiet dienen sollte, würde ständig als Baudeponie für Straßenbauprojekte genutzt. Und jetzt sei sogar ein Wohngebiet mit bis zu 1000 neuen Häusern geplant.

"Die machen die Lage noch schlimmer", sagt Kühne; "als vor dem letzten Hochwasser".

 

Lausitzer Rundschau, 01.04.2006

Hochwasserwelle kurz vor Dresden

Pegel an der Elbe steigen langsam / Einleitung in Bergbauseen entlastet

DRESDEN/COTTBUS. Das Hochwasser der Elbe nähert sich seinem Höhepunkt. Für Morgen (02.04.2006) sagte die sächsische Landeshochwasserzentrale einen Maximalwert von 7,60 Meter in Dresden voraus. Der Re kordwert aus dem Jahr 2002 betrug 9,40 Meter. "Wir erwarten einen sehr lang gestreckten Scheitel", sagte Behördenchef Uwe Höhne. Bei Mühlberg (Elbe-Elster) überstieg der Pegel gestern (31.03.2006) mit 7,80 Metern den Richtwert für die Alarmstufe drei. Ab Montagabend (03.04.2006) soll es fallende Pegelstände geben.

Im Flutgebiet der Elbe kam es zu weiteren Einschränkungen. In Pirna und Dresden wurden Brücken gesperrt. In Pillnitz wurde ein Altenpflegeheim evakuiert. Bei Riesa lief Elbewasser über einen Damm.

Abgesehen von der Elbe galten gestern (31.03.2006) noch Hochwasserwarnungen für die Nebenflüsse der oberen Elbe sowie für Schwarze Elster, Mulde, Weiße Elster und Neiße. Die Lage ist im Unterschied zur Elbe dort weitgehend entspannt.

Für  die Füllung der Tagebau-Restlöcher in der Lausitz kam das "zu viel Wasser" gerade richtig:

Indes helfen Schneeschmelze und Niederschläge bei der Flutung der Lausitzer Tagebaurestlöcher. Aus den Hochwasser führenden Flüssen sind in den vergangenen Tagen rund 17 Millionen Kubikmeter Wasser in die Bergbaufolgeseen eingeleitet worden, teilte die Lausitzer und Mitteldeutsche Berg­bau-Verwaltungsgesellschaft mbH mit. (dpa/roe) SEITE 3

 

Lausitzer Rundschau, 03.04.2006

Mühlberger rüsten sich für Hochwasser- Höchststand

Scheitel wird morgen an der Elbe erwartet

MÜHLBERG/DRESDEN. Die Situation an der Elbe hat sich zugespitzt, die Pegel stiegen am Wochenende weiter.Im brandenburgischen Mühlberg (Elbe-Elster) war die Lage gestern (02.04.2006) allerdings, noch nicht so dramatisch wie in Sachsen, wo in vielen Orten Keller unter Wasser stehen und Menschen ihre Häuser verlassen müssen. Trotzdem sorgen sich die Mühlberger, dass ihre Deiche nicht dem tagelangen Druck des Hochwassers standhalten könnten. Denn nach neuesten Prognosen soll der Höchststand morgen (04.04.2006) erreicht werden. Auf diesem Niveau werde die Elbe zwei bis drei Tage verharren, bevor die Wasserstände langsam wieder sinken sollen, sagen Experten.(dpa/ksi) SEITE 3

                                     

 

Lausitzer Rundschau, 03.04.2006

Deichkampf an der Elbe

Höchststand morgen erwartet / Mühlberger sichern ihre Häuser

DRESDEN/MÜHLBERG. Banges Warten an der Elbe: Die Menschen an dem Strom, der von Tschechien bis zur Nordsee fließt, müssen mit einem länger andauernden Hochwasser rechnen. Der Fluss schwillt nach den Prognosen weiter an und wird morgen (04.04.2006) einen Höchststand erreichen. Allerdings wird der Stand wesentlich niedriger sein als bei der Jahrhundertflut 2002.

In Mühlberg (Elbe-Elster) machte sich gestern Innenminister Schönbohm (CDU) ein Bild von der Lage.

In der Nacht zu gestern waren die Wasserstände der Elbe nur ganz lang­sam. gestiegen oder stagnierten sogar. Am Pegel in Dresden wurden am Vormittag 7,33 Meter gemessen, bis morgen (04.04.2006) sollen es 7,65 bis 7,85 Meter werden. Im August 2002 waren es 9,40 Meter. Normal sind zwei Meter.

Die Schwankungen in den Prognosen erklärte die sächsische Landeshochwasserzentrale damit, dass es am Oberlauf in Tschechien regnet und dort aus Stauseen an der Moldau dosiert Wasser abgelassen wird, um Prag vom Hochwasser der Moldau zu entlasten. Die Moldau mündet bei Melnik in die Elbe.

Überflutete Keller in Sachsen

In Dresden wird morgen (04.04.2006) der Höchststand erwartet, der dann einige Tage anhalten kann. Stadtsprecher Sven Kindler sagte gestern: "Zurzeit ist ein bisschen Luft holen angesagt, aber die Situation bleibt natürlich angespannt." Im Stadtteil Gohlis zogen mehr als 300 Bewohner aus Sicherheitsgründen zu Freunden und Verwandten. Dort schwappte die Elbe über den Deich. In Meißen gab es kein Haus mehr mit einem trockenem Keller.

Im oberhalb von Dresden gelegenen Landkreis Sächsische Schweiz warteten gestern Morgen noch immer 650 Menschen darauf, nach Hause zurückkehren zu können. In Pirna stand die Altstadt weiter unter Wasser. Von Aufatmen könne keine Rede sein, sagte ein Sprecher. In, einigen Orten fällt heute die Schule aus.

"Wir haben keine Katastrophe wie im August 2002, die Schäden sind nicht vergleichbar und wir sind besser vorbereitet", stellte Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) fest. "Insgesamt ist die Lage beherrschbar." Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) würdigte die Zusammenarbeit der deutschen und tschechischen Behör­den. "Alles läuft wesentlich besser als 2002." Sachsen erhält jetzt auch Hilfe von der Bundeswehr und aus anderen Bundesländern. So helfen Soldaten und Bereitschaftspolizisten aus Thüringen, Deiche zu sichern.

Auch in Mühlberg (Elbe-Elster­Kreis) stabilisiert sich die Lage langsam. Eberhard Becker vom Cottbuser Hochwassermeldezentrum rechnete gestern (02.04.2006) damit, dass in der Nacht der Richtwert für die höchste Alarmstufe vier erreicht werden könnte. Ob dann Katastrophenalarm ausgerufen wird, werde vor Ort entschieden. Der Pegelstand in Mühlberg erreichte gestern Nachmittag 8,34 Meter, das waren elf Zentimeter mehr als am Samstagabend.

Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) informierte sich über die Vorbereitungen zum Schutz der Bewohner. Er nahm an einer Beratung des Katastrophenschutzstabes teil. "Die Höhe des Elbwassers in Mühlberg ist nicht das Problem, denn der Pegelstand bleibt nach allen Prognosen ein bis 1,2 Meter unter dem Höchststand des Hochwassers von 2002", erläuterte Schönbohm. Damals stiegen die Wassermassen auf die Rekordhöhe von 9,99 Meter, doch die Deiche hielten stand.

Aber die Menschen in Mühlberg können noch nicht aufatmen. "Das Problem besteht eher darin, dass bei einem erwarteten Pegelstand von 8,60 bis 8,80 Meter die Deiche über einen Zeitraum von fünf bis zehn Tagen unter Druck stehen werden", warnte Schönbohm. Deichläufer sollen dort Schwachstellen aufspüren. Der Minister hatte sich vom Hubschrauber aus über die Lage an dem Elbabschnitt sowie an der Oder überzeugt.

„Die Bewohner von Mühlberg sind Frühjahrshochwasser gewohnt und reagieren gelassen", berichtete der Bürgermeister Dieter Jähnichen (parteilos). Das Wasser stehe bei zwei von vier Grundstücken, die innerhalb der Deiche am Fluss liegen, im Vorgarten. Sandsäcke schützten diese Häuser vor dem Wasser.

Derweil entspannte sich die Hochwasserlage an den anderen Flüssen im Landessüden. Für die Lausitzer Neiße, die Oder in Frankfurt und die Schwarze Elster am Pegel Herzberg (Elbe-Elster) galt weiter die Alarmstufe 1.

Die Spree führte kein Hochwasser.

 

Im Nachbarland sind Opfer zu beklagen ...  

Fünf Todesopfer in Tschechien

Anders sah es in Tschechien aus. Dort galt gestern (02.04.2006) bereits an 58 Orten die höchste Hochwasserwarnstufe. Besonders betroffen war Mähren. Dort überflutete die March nach einem Dammbruch Teile der Altstadt von Olomouc (Olmütz). Mehrere tausend Bürger sollten ihre Wohnungen verlassen, in der südmährischen Region Znojmo (Znaim) vertrieb die Thaya ebenfalls mehrere tausend Menschen. Für die Region Usti nad Labem (Aussig) an der Elbe wurde gestern der Notstand ausgerufen. Durch die Überschwemmungen starben bereits fünf Menschen. (dpa/ksi)

 

Lausitzer Rundschau, 04.04.2006

Sachsen erwartet heute (04.04.2006) an der Elbe Jahres-Höchststand

DRESDEN. Die Situation in den sächsischen Hochwassergebieten bleibt angespannt. Im Kreis Riesa waren. gestern mehrere Ortschaften von den Fluten eingeschlossen. Allein in der Gemeinde Zeithain waren fünf Ortsteile mit rund 1500 Bewohnern betroffen. Dort sowie in Dresden, Meißen und, der Sächsischen Schweiz gilt weiterhin Katastrophenalarm. Bis heute sollen die Pegel steigen, teilte das Landeshochwasserzentrum mit. In Dresden bereiten sich die Einwohner auf einen neuen Jahres-Höchststand der Elbe vor: Der Pegel soll heute auf 7,55 bis 7,80 Meter steigen. Das ist allerdings deutlich weniger als bei der Jahrhundertflut 2002, als bis zu 9,40 Meter gemessen wurden.(ddp/AFP/ab) SEITE 4

                    

 

Lausitzer Rundschau, 04.04.2006

Elbe-Hochwasser steigt weiter

DRESDEN/HAMBURG. Letzte Schutzmaßnahmen und banges Warten: Einen Tag vor dem voraussichtlichen Höhepunkt des Hochwassers ist die Elbe in Sachsen und Tschechien gestern weiter gestiegen. Laut Hochwasserzentrale wird der Scheitel heute (04.04.2006) in Sachsen etwa 7,60 bis 7,70 Meter hoch sein. Bislang war von 7,85 Meter ausgegangen worden. Feuerwehrmänner und Helfer füllen Sandsäcke auf, Polizisten brachten Anwohner in Sicherheit und sperrten Uferstraßen.

In Sachsen mussten bislang mehrere hundert Menschen ihre Häuser verlassen. Für mehrere Orte galt Katastrophenalarm. Im Dresdner Stadtteil Gohlis, der in einer Senke liegt,  zogen mehr als 300 Bewohner  aus Sicherheitsgründen zu Freunden oder Verwandten. Dort schwappte die Elbe über den Deich.

Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums sind bislang mehr als 4300 Menschen unmittelbar vom Hochwasser betroffen. Die 120 Dämme entlang der Elbe halten nach Angaben des Umweltministeriums dem Wasser noch stand. Viele Straßen in Elbnähe waren für den Verkehr gesperrt.

Gestern Mittag (03.04.2006) wurden am Pegel Schöna 8,81 Meter gemessen. Dresden registrierte am Mittag 7,42 Meter. Die Rekordwerte von 2002 werden aber voraussichtlich nicht erreicht.

Im August 2002 stand die Elbe in Dresden zwei Meter höher bei 9,40 Meter.

Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) warnte davor, das Hochwasser mit der Jahrhundertflut 2002 gleichzusetzen. "Wir dürfen Sachsen jetzt nicht als Katastrophenland darstellen. Das ist der Situation nicht angemessen", sagte der Regierungschef in Meißen.

Durch die große Flut vor vier Jahren waren 21 Menschen ums Leben gekommen, die materiellen Schäden, beliefen sich auf sechs Milliarden Euro. Milbradt: "Ich hoffe, dass wir mit . einem blauen Auge davonkommen."

Nach Einschätzung auch des Landesumweltamtes Brandenburg ist an der Elbe mit einem lange anhaltenden Hochwasser zu rechnen. "Uns macht weniger die Höhe des Wassers Sorgen als vielmehr die lange Dauer des Hochwassers", sagte Präsident Matthias Freude. Auf mögliche Sickerstellen im Deich müsse besonders aufgepasst werden. In der Prignitz seien an der Elbe noch etwa 25 Kilometer Deich nicht saniert. In Mühlberg (Elbe-Elster) wurde gestern Abend (03.04.2006) die Alarmstufe vier ausgerufen und die Bundeswehr zum Schutz der Dämme angefordert..

In Tschechien wurde gestern für einige Regionen der Notstand ausgerufen. Über die Ufer tretende Wassermassen kosteten dort bislang sieben Menschen das Leben." Auch in Südpolen, Österreich und Ungarn verschlimmerte sich die Situation in den Flutgebieten. (dpa/uf)

 

Lausitzer Rundschau, 05.04.2006

Höchste Hochwasser-Alarmstufe im Elbe-Elster-Kreis

Anwohner sorgen sich um Stabilität der Deiche

MÜHLBERG. Das Hochwasser der Elbe hat Brandenburg erreicht. Im Landkreis Elbe-Elster gilt die höchste Alarmstufe vier.

Bereits heute (05.04.2006) werde diese Alarmstufe auch für die Prignitz erwartet, sagte Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) gestern.

Die Landesregierung tue alles, was in ihrer Macht stehe, sagte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU). Problem sei weniger der hohe Wasserstand, der voraussichtlich unter den Höchstständen der Jahrhundertflut von 2002 bleiben werde. Sorge bereite eher der erwartete lang anhaltende Druck auf die Deiche. Die Anwohner hoffen, dass die belasteten Deiche halten. (dpa/kr) SEITE 4

Lausitzer Rundschau, 06.04.2006

 

Deiche werden verstärkt

Mühlberg (Elbe-Elster) muss mit Evakuierung rechnen / Rückstau an der Havel

DRESDEN/POTSDAM. Sachsen verstärkt die Sicherung der Deiche an der Elbe. Zur Hochwasserabwehr sollen im Notfall 2000 weitere Helfer eine zweite Verteidigungslinie bilden, gaben die Ministerien für Umwelt und Inneres gestern bekannt. Dazu sei ein Erlass an die Regierungspräsidien ergangen, sagte Umweltminister Stanislaw Tillich (CDU).

An der brandenburgischen Elbe ist wegen des Hochwassers gestern (05.04.2006) Katastrophenalarm ausgelöst worden. Nunmehr können zur Verstärkung an den aufgeweichten Deichen in den beiden märkischen Elbeabschnitten in den Kreisen Elbe-Elster und Prignitz auch Soldaten der Bundeswehr eingesetzt werden.

Die Einwohner in Mühlberg (Elbe-Elster) wurden aufgefordert, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten.

Am Unterlauf der Havel gilt seit gestern Nachmittag (05.04.2006) Alarmstufe drei. Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) informierte sich in der Prignitz, wo die Fluten besonders schnell stiegen, über die Schutzmaßnahmen. "Wir haben mittlerweile nicht nur an der Eibe eine angespannte Situation, sondern auch an der Havel", betonte er. Das liege daran, dass der angeschwollene Fluss kaum noch in die Elbe abfließen könne und einen Rückstau bilde. Die Deiche seien jedoch intakt. (dpa/ta) SEITE 3

 

                                          

                                          

Lausitzer Rundschau, 06.04.2006

Die Lage in den Hochwassergebieten

Kontrollierte “Katastrophe" in Mühlberg

Stadt rüstet sich für den Notfall/ Mehr als 100 Einsatzkräfte / Evakuierungen möglich

Auf diese Nachricht hat die gesamte Mühlberger Region gewartet: Der EIbepegel sinkt.

Erstmals seit das Frühjahrshochwasser die Menschen am großen Heimatfluss in Atem hält, konnte der Krisenstab gestern (05.04.2006) eine leicht rückläufige Tendenz vermelden. Von Entwarnung kann aber noch keine Rede sein. Im Gegenteil: Zur Sicherheit entschied sich die Einsatzleitung um den amtierenden Elbe-Elster-Landrat Joachim Pfütz­ner dafür, den Katastrophenalarm über das 5000-Seelen-Städtchen zu verhängen. Auch Evakuierungen wurden nicht mehr ausgeschlossen.

VON KAI DIETRICH

Glücklich ist Pfützner (PDS), der den durch eine OP außer Gefecht gesetzten Landrat Klaus Richter (SPD) nun nicht mehr nur in der Verwaltung, sondern auch im Hochwassereinsatz zu vertreten hat, vor allem mit einem nicht. "Ich hätte die Verstärkung vor allem von Seiten der Bundeswehr gerne direkt und unkompliziert gere­gelt. Aber ohne Katastrophenalarm ist es eben nicht möglich."

Erinnerungen noch sehr lebendig

So zog er in Abstimmung mit dem Krisenstab - neben Vertretern der Stadt und des Kreises gehören ihm auch Experten des Landesumwelt­amtes, der Feuerwehr, der Bundes­wehr und der Polizei an "- nach Riesa und Torgau etwas zähneknirschend den höchsten Alarmstatus nach. Seit gestern, zehn Uhr, ist offiziell der Katastrophenalarm über Mühlberg verhängt. Besonders aus psychologischer Sicht hatte das so lange wie möglich verhindert werden sollen. Zu lebendig sind sie immer noch, die Erinnerungen an die Jahrhundertflut im August 2002, als das EIbestädt­chen nur wie durch ein Wunder der großen Welle entging.

Ziemlich genau 150 Zentimeter unter dem Rekordpegel von damals scheint mit dem Ansteigen des Was­sers diesmal wohl Schluss zu sein.

Seit Donnerstag vergangener Woche (30.03.2006) bis gestern Früh (05.04.2006) stieg der Pegel von 4,80 auf maximal 8,50 Meter an -  normal sind in der Mühlberger EIbe nicht ganz drei Meter. Dennoch sahen Experten schnell voraus, dass die Gefahr für die Stadt diesmal nicht in der Höhe des Wassers, sondern eher in dem Druck besteht, der auf dem 14 Kilometer langen Deich um Mühlberg lastet. "Wir wissen nicht, wie die Anlagen reagieren, wenn diese Belastung wie prognostiziert noch über einige Tage anhält", erklärte Dr. Erhard Haase, Ordnungsdezernent im Elbe-Elster-Kreis, noch einmal das Hauptproblern. Und da die aufgeweichten Deiche bei bis gestern 20 kleinen Sickerstellen durchaus Schwächen offenbarten, habe man im Sinne der gefährdeten Menschen alle Register gezogen. Die Folge: Innerhalb eines Tages waren gestern mehr als 100 externe Einsatzkräfte vor Ort. Allein 16 freiwillige Feuerwehren forderte der Krisenstab aus dem gesamten Elbe-Elster-Kreis an. "Wir arbeiten hier rund um die Uhr im 'Zweischichtsystem", sagte Einsatzleiter Andreas Große aus Hennersdorf bei Finsterwalde..

THW -Ortsvereine stehen bereit

20 000 Säcke gilt es für die Kamera­den möglichst bis morgen mit Sand zu füllen. Der Kies dafür kommt aus dem nahe gelegenen Mühlberger Werk, die Säcke aus dem Katastrophenschutzlager in Beeskow. Mithilfe der Kreisstraßenmeisterei werden direkt hinter den Deichen neun De­pots angelegt, um im Falle eines Schadens sofort handeln zu können. Für grobe Defekte stehen seit gestern die THW-Ortsvereine aus Cottbus und Herzberg Gewehr bei Fuß, um mit schwerem. Gerät auch größere Erdrnassen bewegen zu können. Die größte Verantwortung liegt nach wie vor bei den 90 eingesetzten Deichläufern (Privatpersonen und Feuerwehrleute), die kleinste Sickerungen aufspüren und sofort an den Krisen­stab melden müssen. Nur so können Unterspülungen oder gar Rutschungen verhindert werden.

Problematisch, so war es gestern von Joachim Pfützner zu hören, werde es nun mehr und mehr an den Stellen, wo Schäden am Deichfuß durch Überflutungen nicht mehr erkennbar seien. "Auf dem Landweg können wir da schon jetzt nichts mehr machen", sagt der Vize-Landrat, der hofft, dass die 100 beim Innenminister angeforderten Soldaten inklusive Hubschrauber heute aus der Lausitz-Kaserne Doberlug­Kirchhain in Mühlberg eintreffen. Ein gutes Zeichen in dieser Hinsicht könnte der angekündigte Besuch von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sein, der sich am Nachmittag ein Bild von der Lage'an der EIbe in Südbrandenburg machen will.

 

Sehr wichtig ist es, die Leistungen der vielen freiwilligen Helfer gebührend zu würdigen ... so geschehen in der

Lausitzer Rundschau vom 07.04.2006 unter der Überschrift ...

 

Die Helfer vom Elb-Deich

Freiwillige ringen um Mühlberg / Pegel sinkt - Lage spitzt sich dennoch zu

Die Elbe sinkt, aber die Lage an den Mühlberger Deichen spitzt sich zu: Neben 40 Sickerstellen, die in den vergangenen Tagen abgedichtet werden mussten, sorgte gestern ein poröser 50-Meter-Abschnitt nördlich der Stadt für Besorgnis. Ein Hubschrauber der Bundeswehr musste angefordert werden, um 1500 Sandsäcke über das überflutete Vorland hinweg zur Schadensstelle fliegen zu können. 30 Soldaten des Fallschirmjägerbataillons aus Doberlug-Kirchhain "flickten" bis in die Abendstunden, um ebenso viele Einwohner in dem kleinen Ortsteil Köttlitz vor der Flutung zu bewahren.

VON KAI  DIETRICH

Was Experten des Landesumweltamtes seit Tagen prognostiziert hatten, hält in und um Mühlberg mittlerweile fast 300 Einsatzkräfte auf Trab. Die Wassermassen der mehrere hundert Meter breiten Elbe entwickeln einen enormen Druck auf die Deiche - und die wiederum scheinen der Belastung an immer mehr Schwachstellen nicht gewachsen zu sein. Jeden Tag melden die Deichläufer neue Sickerungen, die durch Feuerwehrleute und seit gestern auch durch  Bundeswehr- soldaten abgedichtet werden müssen.

Die Höhe interessiert nicht mehr "Bis jetzt ist alles unter Kontrolle", beruhigte Landesinnenminister Jörg Schönbohm (CDU) nach einer Unterredung mit dem Krisenstab.

Dass der Elbepegel seit dem Scheitelpunkt am Mittwoch (8,50 Meter) (05.04.2006) bis dato fast 20 Zentimeter nachgelassen hatte, war ihm nicht mal einen Nebensatz wert.

Die Höhe interessiere nicht mehr, erklärte Krisenstab-Leiter und Elbe-Elster-Vizelandrat Joachim Pfützer. "Wenn wir Pech haben, bricht der Deich unter diesem Druck auch noch bei 7,50 Metern." Knapp 7,80 Meter werden für das Wochenende erwartet. Während drinnen mit dem Minister noch die Höhen- und Gefällekarte studiert wird, zeigt ein Blick aus dem Fenster das Leben auf dem Hochwasser-Stützpunkt.

Längst ist der Krisenstab wie zur Flut 2002 vom Mühlberger Rathaus in das Verwaltungsgebäude der Agrargenossenschaft im zwei Kilometer entfernten Ortsteil Weinberge umgezogen. Der große Betriebshof hat sich in eine bunte Stadt aus Fahrzeugen und Zelten verwandelt. Rund 100 Soldaten, 100 Feuerwehrleute, 30 Polizisten, 25 DRK-Einsatzkräfte und etwa 20 Helfer des Technischen Hilfswerkes werden von dort aus koordiniert und eingesetzt.

Kontrastprogramm zum Beruf

Eine von ihnen ist Gruppenführerin Asoll-Susann Rösler, die mit acht Leuten des Cottbuser THW-Ortsvereines angerückt ist und zunächst vor allem eine Aufgabe zu erfüllen hat: Sandsäcke füllen! Hier erlebe sie das absolute Kontrastprogramm zu ihrem Beruf als Hotelfachfrau, schreit die 24-Jährige, während sich zum wiederholten Mal der Hubschrauber in den aufgewirbelten Staub des Sandsack-Platzes senkt. Es fasziniere sie, den Menschen der betroffenen Region aus ihrer Notsituation helfen zu können. "Das ist mehr als ein Hobby, das ist Berufung." Mit Sicherheit: Denn für ihre harte Arbeit bekommen Asoll-Susann Rösler und ihre Mitstreiter in den blauen Overals keinen müden Cent.

Als der Bell UH-ID, ein leichter Transporthubschrauber amerikanischer Baureihe, wenig später mit einem Netz voller Säcke den gefährdeten Abschnitt bei Köttlitz anfliegt, gehört auch Marcel Wandelt (26) zu denjenigen, die einen kurzen Blick wagen. "Ist mein erster Hochwassereinsatz" , sagt der Feuerwehrmann aus Crinitz, der sich gestern um 4.30 Uhr mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug und fünf weiteren Kameraden auf den Weg nach Mühlberg gemacht hatte. Eigentlich hätte er auf die Schulbank gehört - aber der Ruf des Ortswehrführers sei ihm gerade in einem solchen Falle eindeutig wichtiger gewesen. "Irgendwie hat es immer damit zu tun, Menschen zu helfen", meint der junge Mann mit dem Basecap noch, ehe er barsch von einem anderen Kameraden angefahren wird. Die Sandsack-Kette stockt, dabei gilt es schleunigst eine quellende Sickerstelle zu reparieren. Da wird der Ton schon mal härter unter den Einsatzkräften.

Doch sie beruhigen sich auch wieder. Spätestens wenn sie bei Joachim Püschmann, dem Feldkoch des DRK-Ortsvereines aus Gröden (bei Elsterwerda), mit einem deftigen Gulasch und Pfefferminztee verwöhnt werden.

"Wir kochen hier jeden Tag bis zu 350 Portionen. Hinzu kommen Frühstück und Abendbrot", sagt der Mann, der das Essen nicht mit Prisen, sondern ganzen Pranken voll Pfeffer und Salz abschmeckt. Schon als zwölfjähriger Pionier war Püschmann (59), eigentlich Installateur von Sicherheitstechnik, ehrenamtlicher Helfer beim Roten Kreuz, erzählt er und schenkt einem Feuerwehrmann aus dem dampfenden Kessel noch eine ordentliche Kelle nach. Als der sich mit der Zunge über die Lippen fährt, reibt sich der Feldkoch, der eine Zehn-Mann-Truppe mit nach Mühlberg gebracht hat, zufrieden die Hände. "Das ist für mich Lohn genug. Wenn es den Einsatzkräften schmeckt, bin ich glücklich."

Stadt- und Kirchenführer

Richtig glücklich ist derweil auch Günter Jahn (44), der als ziviler Deichläufer den stabilen Abschnitt am Mühlberger Hafen zu kontrollieren hat. Dort hielten die Schutzanlagen 2002 annähernd zehn Meter. Und auch diesmal, da ist sich der Wirt vom Hamburger Hof in Mühlberg sicher, werde nix passieren. Dazu hatten die alten Elbestädter viel zu gute Dämme gebaut. "Die Zeiten hier auf dem Deich habe ich in den Gaststätten-Dienstplan integriert. Irgendwie muss das gehen", sagt Jahn, der sich aus Liebe zu seiner Heimatstadt bei den Deichläufern angemeldet habe. "Ich bin Stadt- und Kirchenführer, da werde ich das hier wohl auch noch schaffen." Dreimal schon sei er in den vergangenen Tagen seinen 2,5-Kilometer-Abschnitt auf und abgelaufen, nicht ein einziges Mal sei eine Schaden-Meldung an den Krisenstab nötig gewesen. "Also toi, toi, toi", ruft er und winkt. Die Bommelmütze über die Ohren gezogen, setzt er seinen Weg, rechts und links von der Elbe umgeben, zufrieden fort.

Es sähe aus wie ein gemütlicher Abendspaziergang, würden in knapp 500 Metern Luftlinie nicht die Rotorblätter des Bundeswehr-Helis knattern. Doch das optimistische Lachen des Kneipers, das kraftvolle Zupacken des künftigen Lageristen, die deftige Stärkung beim Alarmanlagen-Bauer und die Powerfrau an den Sandsack-Bergen stimmen zuversichtlich: Diese vier, und alle anderen Helfer in Mühlberg packen es wieder!

 

Lausitzer Rundschau, 08.04.2006

Das Schlimmste scheint in Mühlberg überstanden

Pegel sinkt stündlich / Sickerstellen unter Kontrolle

MÜHLBERG. Die Angst vor dem Frühjahrshochwasser der Elbe weicht in Mühlberg (Elbe-Elster) allmählich der Zuversicht auf einen trockenen Ausgang. Während der Strom stündlich an Bedrohlichkeit und Höhe abnimmt, scheinen die rund 50 verdichteten Sickerstellen in dem 14-Kilometer-Deich vor der Stadt keine ernsthaften Probleme zu bereiten. Experten rechnen damit, dass der Pegel bis morgen (09.04.2006) mit 7,80 Meter unter den Richtwert für die Alarmstufe IV fällt. Ab 7,50 Meter, so der stellvertretende Leiter des Krisenstabes, Dr. Erhard Haase, könne Entwarnung gegeben werden.

"Vorher auf keinen Fall", sagt Haase, der nach wie vor auf 250 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Bundeswehr bauen kann. Nur der Hubschrauber, mit dem am Donnerstag (06.04.2006) die Reparatur an der durchlässigen 50- Meter-Stelle vor Köttlitz gelang, ist wieder abgezogen. Neben dem enormen Druck, der noch immer auf den Deichen lastet, gilt die Aufmerksamkeit am Wochenende (08.04. /09.04.2006) besonders dem angekündigten Orkan mit Windstärken bis zu Stufe acht. Im Notfall werde man die Dämme mit Folien gegen die Wellen schützen, um gefährlichen Schäden vorzubeugen, so Christian Haarig vom Landesumweltamt. (Eig. Ber./ kai)

Während im Ober-und Mittellauf der Elbe schon Entwarnung gegeben werden kann, bereitete man sich im

in der Prignitz auf die Hochwasserwelle vor ....

 

Lausitzer Rundschau, 07.04.2006

Hochwasser- Polder bei Havelberg werden nicht geflutet

Experten: Keine ernsthafte Gefahr für die Stadt

HAVELBERG. Trotz der angespannten Hochwasserlage im Raum Havelberg und der angrenzenden Prignitz werden die Polder in der Region nicht geflutet. Das entschieden gestern die Regierungen Sachsen-Anhalts und Brandenburgs. Sie schlossen sich damit einem entsprechenden Votum von Hochwasserexperten an.

Zur Begründung hieß es, der zu erwartende Wasseranstieg vor allem in der Havel sei durch die vorhandenen Deiche zu bewältigen. Die Stadt Havelberg sei nicht ernsthaft gefährdet.

Eine Senkung des Elbe-Scheitels sei durch die Flutung der Polder nicht zu erwarten.

In der Region Havelberg, wo die Havel in die Elbe fließt, gibt es auf beiden Seiten der Landesgrenze von Landwirten genutzte Flächen, die als Fluträume zur Verfügung stehen, um das Hochwassergeschehen zu entlasten. (dpa/ab)

 

Lausitzer Rundschau, 08.04.2006

Hochwasser übersteigt im Norden Pegel von 2002

Entspannung in Sachsen / Havel und Oder steigen

DRESDEN/HITZACKER. Während sich die Hochwasserlage in Sachsen gestern (07.04.2006) entspannte, blieb sie in Brandenburg angespannt. Trotz sinkendem Pegelstand an der Elbe standen die Deiche in Mühlberg (Elbe-Elster) weiterhin unter großem Druck. Insgesamt 50 Sickerstellen mussten abgedichtet werden. Oder und Havel stiegen indes weiter an.

Die Scheitelwelle an der Oder wurde gestern Abend (07.04.2006) in Ratzdorf erwartet.

Besonders kritisch wurde die Lage am Unterlauf der Elbe. In Lauenburg in Schleswig-Holstein stieg das Wasser höher als 2002. Einen Grund dafür sehen Experten elbaufwärts.

Dort hätten die nach der Jahrhundertflut erneuerten Deiche gehalten, sodass der Fluss seine Wassermassen jetzt vollständig mit sich nach Norden führe. (dpa/ksi) SEITE 3

 

Lausitzer Rundschau, 08.04.2006

Elbe und Oder nehmen Brandenburg jetzt in die Zange

 Kritische Lage in der Prignitz / Meteorologen: Hochwasser bis Ostern

POTSDAM. Das Hochwasser nimmt Brandenburg in die Zange: Gestern (07.04.2006) war die Lage sowohl an der Elbe und Havel als auch an der Oder angespannt. "Große Sorge bereitet uns die Stabilität der Deiche", sagte Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) bei einem Besuch in der Prignitz, wo die Lage derzeit besonders kritisch ist. "Täglich mehren sich die Schadstellen."

Die Elbe stieg nach Angaben des Katastrophenstabes zunächst nicht weiter an und erreichte bei Wittenberge 7,16 Meter; normal sind 3,70 Meter.

Die Oder kletterte bei Frankfurt auf 5,18 Meter. Dort kam erstmals der kommunale Krisenstab zusammen.

Noch keine Evakuierung notwendig

Vorerst seien keine Evakuierungen notwendig, sagte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), der die Prignitz besuchte und sich vom Hubschrauber aus einen Überblick verschaffte. Bundeswehrsoldaten dichteten dort von zwei Amphibienfahrzeugen aus kritische Stellen ab.

Der Scheitel des Hochwassers wurde in der Prignitz noch im Laufe der Nacht (09.04.2006) erwartet, ohne dass die Höchstmarke 7,34 Meter übersteigt wie noch 2002. Die Polder müssen deshalb voraussichtlich nicht geflutet werden.

Die Havel stieg laut Woidke in der Nacht zu gestern um 16 Zentimeter. "Wir liegen knapp unter der Alarmstufe vier." Sollte der Fluss weiter anschwellen, müsste erneut über eine mögliche Flutung der Polder nachgedacht werden. "Ich will die Havel-Polder als Reserve halten. " Sie sollten nur bei akuter Gefahr für die Orte am Fluss oder zur Entlastung der Elbe genutzt werden, sagte Woidke. Noch immer führe die Havel mehr Wasser, als in die Elbe abfließen kann, erläuterte der Präsident der Landesumweltamtes, Matthias Freude.

In Frankfurt überschwemmte die Oder das Ufer. Bei 5,30 Meter kann dort die Alarmstufe drei ausgerufen werden. Sie gilt bereits für Oder und Lausitzer Neiße im Landkreis Oder­Spree. "Dort überprüfen Deichläufer den Zustand der Deiche", sagte ein Kreissprecher. Die Scheitelwelle der Oder wurde für die Nacht in Ratzdorf (Oder-Spree) erwartet, wo Oder und Neiße zusammenfließen. Der Fluss blieb für die Schifffahrt größtenteils weiter gesperrt.

Am Montag soll es wieder regnen

Die Meteorologen erwarten erst für den Montag (10.04.2006) wieder Niederschläge, die jedoch nicht so ergiebig ausfallen sollen wie beim Elbe-Hochwasser vor vier Jahren. Damit könnte eine gewisse Entlastung eintreten, sagte der Leiter des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam, Georg Kerath. Dennoch soll das Elbe-Hochwasser bis etwa Ostern andauern. (dpa/ab)

                                             

Während sich die Lage im Unterlauf der Elbe zuspitzt, hat sich die Lage in Sachsen schon fast wieder normalisiet ...

unter der Rubrik "KURZ NOTIERT" war in der Lausitzer Rundschau vom 08.04.2006 zu lesen:

 

Kaum Wasserschäden an Sachsens Kultureinrichtungen.

Das Elbe-Hochwasser hat an den sächsischen Kultureinrichtungen kaum Schäden verursacht. Lediglich das Schloss Pillnitz sei im Erdgeschoss und im Park beschädigt worden, teilte Finanzminister Horst Metz (CDU) mit. Das Land hatte 2002 unter anderem "Entlastungsbrunnen" gebohrt. Auf diese Weise kann im Umfeld gefährdeter Gebäude steigendes Grundwasser abgepumpt werden.

Spendenaufrufe stoßen auf wenig Resonanz

Bislang sind kaum Geldspenden bei den Hilfsorganisationen angekommen. Bei der Aktion "Hochwasser 2006 - Nachbarn helfen" gingen in fünf Tagen 350 Euro ein, sagte DRK-Sach­sen-Sprecherin Ute Marx. Bei der Diakonie Katastrophenhilfe waren es rund 650 Euro, so Sprecherin Gesine Wolfinger. Si­mone Hanisch von den Johannitern erklärte, ein am Mittwoch eröffnetes Konto sei gestern noch leer gewesen.

Dresden hebt Katastrophenalarm wieder auf

Die Hochwasserlage in Sachsen hat sich gestern (07.04.2006) deutlich entspannt. Dresden hob den Katastrophenalarm wieder auf. Trotzdem dürfen nur die Bewohner des Stadtteils Laubegast in ihre Häuser zurückkehren. Für Gohlis bleibt die Evakuierungsanordnung bestehen.

 

So dramatisch war die Lage im Unterlauf der Elbe ...

Lausitzer Rundschau, 08.04.2006

Hitzacker versinkt in den Fluten

Rekordmarke vom Elbe-Jahrhundert-Hochwasser 2002 ist erreicht

VON KARIN RIDEGH-HAMBURG

Das Bild täuscht Idylle vor: Eine weite Seenlandschaft hat sich rund um das historische Fachwerkstädtchen Hitzacker an der Elbe ausgebreitet. Doch viele Menschen können ihr Haus nicht mehr verlassen, ohne hüfthoch durchs Wasser zu waten. "Ich sitze hier drei Meter über dem Wasser in meiner Wohnung und bin bis auf das Telefon von der Welt abgeschnitten", sagt Bürgermeister Karl Guhl im Obergeschoss seines Hauses.

Das Elbe-Hochwasser hat im niedersächsischen Hitzacker gestern Mittag (07.04.2006) bis auf zwei Zentimeter die Jahrhundert –Rekordmarke von 2002 erreicht. Die Stadtinsel ist überschwemmt - und die Fluten steigen weiter.

Sandsäcke vor den Eingängen

Viele der eigens errichteten Stege sind davon geschwommen, Bretter und Müll schwimmen durch die Gärten, ein weißes Wohnwagendach blitzt aus den Fluten. Sandsäcke türmen sich vor den Eingängen von Geschäften. Viele sind geschlossen. "Ich habe heute Morgen noch ein paar Socken an jemanden verkauft, der nasse Füße bekommen hat", sagt Gisela Albrecht. Inzwischen ist ihr Wäschelädehen leer geräumt.

150 Helfer mehrerer Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und des Deutschen Roten Kreuzes haben alle Hände voll zu tun. Mit Booten sind die Helfer am Morgen die Stadt gefahren, um kranken, älteren und pflegebedürftigen Menschen Platz in einem Heim anzubieten. Doch sie haben kaum jemanden mitgenommen. "Sie wollen alle in ihren Häusern bleiben", sagt Meyer. Die reguläre Stromversorgung ist längst abgeschaltet, das THW hat ein riesiges Stromaggregat aufgebaut.

Das Cafe Knigge, in dem am Tag zuvor noch Touristen ihren Kuchen aßen, ist vom Wasser eingeschlossen. Eines der weni­gen Häuser, die von den Helfern aufgegeben werden mussten, ist die Drawehner Torschänke. Das Wasser fließt über eine Mauer von der Jeetzel direkt auf die Terrasse und ins Haus. "Wir hatten keine Chance. Innerhalb von wenigen Minuten war heute Morgen der Keller voll gelaufen. Da kommen keine Helfer mehr rein, das wäre unverantwort­lich gewesen", sagt Wirtin Michaela Krüger. Das Rote Kreuz half ihrem Mann und ihrer Großmutter beim Verlassen des Hauses.

Krüger hat keine Hoffnung auf eine Entschädigung. "Beim letzten Mal bekam ich von der Bezirksregierung zu hören, das sei ein persönlicher Schicksalsschlag", berichtet die Geschäftsfrau. Allein an dem fast 400 Jahre alten Gebäude war 2002 ein Schaden von 150 000 Euro entstanden. Mit kommunalen und privaten Spenden wurde renoviert. "Wir sind längst nicht fertig geworden. Aber jetzt muss ich mir erst mal einen Steg bauen, um in meine Wohnung zu kommen", sagt sie unerschütterlich.

Auf Bürgermeister Karl Guhl wartet der Fährmann mit seinem Boot, um ihn ins Rathaus zu bringen. Durch Guhls Haus fließt das Wasser 60 Zentimeter hoch - vorne rein und hinten wieder raus. "Normalerweise sind wir 80 Meter vom Elbe-Ufer entfernt, jetzt stehen wir mitten drin."

Deichplanungen zu spät

An Überschwemmungen sind die Bewohner der Stadtinsel Hitzackers gewöhnt. "Lässt sich nicht ändern, ist ja hausgemacht", sagt ein älterer Einwohner.

                                        

Oberhalb des Ortes teilt sich das Flüsschen Jeetzel und umschließt die niedrig liegende Altstadt. Bei Flut drückt das Elbwasser in den Fluss, der mit seinem eigenen Strom in die Elbe will. Von allen Seiten drängt es so auf die Insel. Erst zwei Jahre nach der Augustflut 2002 war mit den Planungen für einen Hochwasserschutz begonnen worden. Das sei zu spät gewesen, meint Bürgermeister Guhl.

Inzwischen haben die Bauarbeiten für ein Sperr-, ein Schöpfwerk und eine Hochwasserschutzmauer begonnen.

Das 74 Millionen Euro teure Projekt soll aber frühestens Ende des Jahres 2007 fertig werden.

 

Unter dem Titel: Rekordhochwasser  in Hitzacker / Warum wurde die Flut nicht gestoppt ?

schrieb die BamS vom 09.04.2006 Folgendes:

Hitzacker - Wut und Ärger im niedersächsischen Hitzacker! Die denkmalgeschützte Stadt steht zum großen Teil unter Wasser. Gestern (08.04.2006) erreichte der Pegel in der Fachwerkstadt 7,60 Meter, bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 7,49 Meter. Heute (09.04.2006) erwarten die Experten den Scheitel bei 7,75 Meter - viele Menschen glauben, dass die schlimmsten Schäden hätten verhindert werden können.

"Der Katastrophenalarm ist viel zu spät ausgerufen worden. Wir sind stinksauer", schimpft Museumsdirektor Klaus Lehmann, der sein 350 Jahre altes Haus nicht retten konnte.

Besonders ärgert es die Anwohner, dass die geplante Hochwasserschutzwand für 35 Millionen Euro noch nicht 

steht.

Neben der langen Planungsphase für das Projekt gibt es ",auch noch fünf Klagen gegen die Schutzwand - weil die 1,20 Meter hohe Wand die Anwohner angeblich in ihrer Sicht behindert.

Allerdings wäre die Hochwasserschutzwand auch ohne die Klagen nicht vor 2007 fertig gewesen. Obwohl die Planungen schon nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 begannen, wurde erst Ende vergangenen Jahres mit den Arbeiten begonnen. Langwierige Genehmigungsverfahren sorgten dafür, dass es nicht schneller ging.

Auch in Lauenburg (Schleswig-Holstein) kämpfen die Helfer gegen das Wasser der Elbe. Gestern (08.04.2006) stand der Pegel bei 9 Metern (2002: 8,70 m), bis Montag (10.04.2006) werden weitere 30 Zentimeter erwartet. Trotz langer Vorlaufzeit lagen die Experten mit ihren Prognosen von 8,70 Meter also deutlich daneben.

Warum die Fehleinschätzung?

Michael Schorr (46) von der Hochwasservorhersagezentrale Magdeburg (Sachsen-Anhalt):

"Jedes Hochwasser ist anders. Bei so extremen Pegeln fehlen einfach die Vergleichswerte."

Für die Flut in Norddeutschland sind auch die besseren Schutzmaßnahmen im Osten verantwortlich. Schorr: ,,2002 sind in Sachsen und Sachsen-Anhalt noch zahlreiche Dämme gebrochen, die Elbe konnte sich in der Fläche verteilen. Diesmal haben die Deiche gehalten - und die Flutwelle schoss nach Norden."

 

Lausitzer Rundschau, 10.04.2006

Lage beim Hochwasser - Wasserstände sinken ­Lage bleibt angespannt

HITZACKER/DRESDEN. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat gestern gemeinsam mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff die Hochwassergebiete an der Elbe besucht. Die bei­en Politiker unternahmen einen einstündigen Rundflug und besuchten die Altstadt von Hitzacker, die vollständig überflutet list. Die Lage in der Stadt blieb weiter angespannt, das Wasser stieg jedoch nicht mehr. In den anderen betroffenen Bundesländern entspannte sich die Situation leicht.

"Wir gehen davon aus, dass der Scheitel erreicht ist", sagte eine Stadt-Sprecherin gestern in Hitzacker. Der Wasserstand sei relativ stabil und liege bei 7,63 Metern. Das seien zwölf Zentimeter mehr als 2002. Das Wasser werde vermutlich noch einen Tag lang stehen und dann langsam absinken. Dies werde zehn bis zwölf Tage dauern.

 In schleswig-holsteinischen Lauenburg lag der Pegel bei 9,10 Metern (09.04.2006), sechs Zentimeter höher als am Samstag. Er werde voraussichtlich noch bis 9,20 Meter steigen, befürchtet ein Stadtsprecher. "Wir haben die Lage aber komplett im Griff." Die Bürger seien an überflutete Keller gewöhnt: Die Gebäude in der betroffenen historischen Altstadt hätten Sandböden in den Kellern.

Pegel in Mühlberg gefallen

Auch in Frankfurt (Oder) gingen die Pegelstände zurück. Es verlaufe "alles im normalen Rahmen", sagte ein Polizeisprecher. Am Samstag (08.04.2006) musste die Polizei einige Keller auspumpen. Auch in Mühlberg (Elbe-Elster) sei der Pegel deutlich zurückgegangen, sagte ein Sprecher des Landeskatastrophenschutzstabes in Potsdam. Der Katastrophenalarm sei dort am Samstagabend (08.04.2006) aufgehoben worden. Der Pegel liege bei 7,49 Meter, der Höchststand betrug 8,47 Meter.

Problematisch ist die Lage weiterhin in der Prignitz. Dort ist der Wasserstand zwar leicht zurückgegangen, doch starker Wind drückte Treibgut gegen die Deiche, sagte der Sprecher: Insgesamt seien noch 900 Helfer im Einsatz, darunter Soldaten und Feuerwehrleute. "Die Lage ist ernst, aber nicht dramatisch", sagte Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) gestern, der sich seit Tagen in der vom Hoch­wasser besonders bedrohten Prignitz aufhält. Bisher seien 440000 Sandsäcke an den Deichen verbaut worden, 250000 weitere wurden angefordert. Die Gefahr eines Deichbruches bestehe aber nicht. Er hoffe, dass bis Gründonnerstag (13.04.2006)Entwarnung gegeben werden könne, so der Sprecher.

Pirnaer räumen bereits auf

In Sachsen-Anhalt gab es gestern überall leicht fallende Wasserstände. Schadstellen an Deichen wurden nach Angaben des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft erfolgreich bekämpft. Auch in Sachsen sei das Wasser überall deutlich zurückgegangen, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums.

Entspannt ist die Situation in der Sächsischen Schweiz. Dort konnte Landrat Michael Geisler den in acht Städten und Gemeinden - darunter Bad Schandau und Pirna - ausgerufenen. Katastrophenalarm wieder vollständig aufheben. In Pirna kehrten Menschen am Wochenende (08./09.04.2006) in ihre Häuser zurück und begannen mit dem Aufräumen.

Die Stadt Dresden hob auch die Evakuierungsanordnung für den Stadtteil Gohlis auf.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums waren gestern insgesamt 1607 Soldaten im Einsatz und 571 in Bereitschaft. (dpa/AFPlkr)

 

Lausitzer Rundschau, 10.04.2006

KURZ NOTIERT

Landkreis Wittenberg hebt Katastrophenalarm auf

Im Landkreis Wittenberg in SachsenAnhalt ist gestern (09.04.2006) der Katastrophenalarm in den Hochwassergebieten aufgehoben worden. Die Deiche hielten dem Druck des Hochwassers auch am neuralgischen Punkt in Prettin-Axien stand, teilte der Kreis mit. Einsatzkräfte hatten in den vergangenen Tagen mit Sandsäcken die Deiche sowie einzelne Sickerstellen abgedichtet. Helfer der Bundeswehr kehrten in die Kasernen zurück, blieben dort aber in Bereitschaft.

 

Lausitzer Rundschau, 11.04.2006

Keine Entspannung im Hochwassergebiet

Katastrophenalarm gilt noch in vielen Orten

LAUENBURG/HITZACKER. Die Lage im norddeutschen Hochwassergebiet entlang der Elbe bleibt angespannt: In Lauenburg in Schleswig-Holstein erreichte die Elbeflut mit 9,10 Metern ihren Höchststand (10.04.2006?). Das Hochwasser übertraf damit die Spitzenmarke der Flut vom August 2002 noch um 40 Zentimeter.

Trotz erstmals sinkender Wasserstände in einigen anderen betroffenen Gegenden galt gestern (10.04.2006) vielerorts weiter Katastrophenalarm. Tausende Helfer kämpften gegen die Fluten und die Gefahr aufweichender Deiche. Auch in Niedersachsen hatte das Hochwasser einen Höhepunkt erreicht.

Der Wasserstand in Lauenburg habe den Scheitel (10.04.2006) erreicht und stagniere, sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes gestern. 100 historische Häuser sind von den Fluten bedroht, in einigen steht bereits das Wasser. Je länger das Hochwasser gegen die Mauern drücke, desto größer sei die Gefahr, hieß es. Das Wasser sickerte durch die Wände in die Gebäude ein. Eine spürbare Entspannung der Lage wird erst zum Wochenende (15./16.04.2006) erwartet.

 

Weiter elbabwärts gab es in Schleswig-Holstein nur leichte Überschwemmungen. Unter­halb von Geesthacht breitet sich das Wasser in der durch die Tide der Nordsee beeinflussten Unterelbe so gut aus, dass im Hamburger Hafen nur ein um etwa 50 Zentimeter erhöhter Pegelstand erwartet wird.

Auch in Niedersachsen stagnierte der Pegelstand, in Hitzacker war er seit Sonntag (09.04.2006) sogar leicht gesunken und stand dort gestern (10.04.2006) bei 7,58 Metern. Trotzdem können Anwohner und Helfer noch nicht aufatmen. "Wir rechnen nach wie vor mit einem hohen Wasserstand bis Ostern", sagte Achim Stolz vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft.

Die Hochwasserlage im Norden von Sachsen-Anhalt stabilisierte sich weiter. Dennoch gelte im Landkreis Stendal zunächst noch Katastrophenalarm, sagte eine Sprecherin.

Das Land Niedersachsen will fünf Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung stellen, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) gestern dem Sender NDR Info. (dpa/kr)

 

In der Lausitzer Rundschau vom 11.04.2006 ist folgende informative Grafik erschienen. 

Eigentlich nur schade, dass neben den Scheitelwerten an den Pegeln, nicht auch das datum des Scheiteleintritts Platz gefunden 

hat. 

                                         

 

Auswirkungen und Lehren für die Zukunft

Zum Thema

Mehr Koordination nötig

Die Deutsche Umwelthilfe verlangt beim Hochwasserschutz eine stärkere koordinierende Rolle des Bundes. Auch mehr als dreieinhalb Jahre nach der Jahrhundertflut im August 2002 gebe es für die Elbe kein Hochwasserschutzkonzept, das die Bundesländer übergreift, kritisierten die Naturschützer gestern. Stattdessen treibe der Förderalismus  am ungeeigneten Objekt Blüten.

Die Bundesländer Sachsen und Brandenburg hätten nach 2002 Deichhöhen eigenmächtig festgelegt  und eine länderübergreifende Ausweisung von Poldern und Flussaufweitungen veweigert.

 (Anmerkung des Verfassers: Die Ursachen für die Hochwasserstände 2006 sind offensichtlich nicht in sog. "eigenmächtig festgelegten Deichhöhen" zu suchen, sondern dem Umstand, dass es in Sachsen und Sachsen-Anhalt zu keinen Deichbrüchen wie 2002 kam, geschuldet).

 

In der SUPER ILLU Nr. 16 vom 12.04.2006 sind  noch einmal sehr anschaulich die seit 2002 realisierten Maßnahmen zum 

Hochwasserschutz an der Elbe geschildert:

Seit 2002 wurde an der Elbe viel getan. Allein in Sachsen verbaute man seitdem 192 Millionen Euro. Zum Beispiel wurde in Lauenstein ein Rückhaltebeckenfür 37,4 Millionen Euro errichtet. Acht Millionen Euro wurden in den Hochwasserwarndienst investiert. 8500 Hektar neue Überschwemmungsflächen geschaffen. Insgesamt wurden in Sachsen 1600 Maßnahmen mit einem Volumen von einer Milliarde geplant.

Doch um alles zu verwirklichen, werden wohl 15 Jahreins Land gehen. Bis dahin kann noch viel (Hoch-)Wasser die Elbe runterfließen ...   

 

Tschechien will Schutz an Elbe und Moldau verbessern

Tschechien will in den nächsten vier Jahren mehr als 180 Millionen Euro in den Hochwasserschutz an Elbe und Moldau investieren. Beide Gewässer fließen nördlich von Prag zusammen und strömen dann gemeinsam nach Sachsen. Allein für diesen letzten Elbe-Abschnitt auf tschechischem Gebiet bis zur deutschen Grenze würden die Behörden bis zum Jahr 2010 insgesamt 68 Millionen Euro zur Verfügung stellen, meldete die Prager Nachrichtenagentur CTK gestern. Dazu gehöre unter anderem der Kauf mobiler Flutschutzwände für die Stadt Usti nad Labem (Aussig).

Überschwemmungen sind auch Folge des Klimawandels

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace geht davon aus, dass extreme Wasserstände der Elbe zunehmen werden. "Das gilt nicht nur für Hochwasser. Trockenere und heißere Sommer werden auch dazu führen, dass der Fluss erheblich weniger Wasser führen wird", sagt Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace. Der Klimawandel müsse unbedingt gebremst und der Ausstoß von Kohlendioxid erheblich verringert werden. Zudem müsse der Hochwasserschutz verbessert werden.

 

und der krönende Abschluss: 

In der „Lausitzer Rundschau“ vom 12.04.2006 erteilte Herr Trittin den Fachleuten Ratschläge:

Dafür, danke, Herr Trittin ......

Länder "murksen" beim Hochwasserschutz

Ex-Umweltminister Trittin im RUNDSCHAU-Gespräch

Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat angesichts der aktuellen Katastrophenlage an der Elbe den Ländern bei der Umsetzung des Hochwasserschutzes erhebliche Versäumnisse vorgeworfen. Länder und Kommunen hätten bewiesen, so Trittin gegenüber der RUNDSCHAU, dass sie sich beim Hochwasserschutz nicht gegen "örtliche Widerstände und kleinliche Einwände Einzelner" durchsetzen könnten. Trittin fordert deshalb eine alleinige Bundeskompetenz in diesem Bereich.

Herr Trittin, das Elbhochwasser 2002 galt als Jahrhundertflut. Jetzt versinken große Teile Deutschlands wieder im Hochwasser. Haben die politisch Verantwortlichen in den letzten vier Jahren nichts dazugelernt?

Wir haben uns alle darauf einzustellen, dass es deutlich mehr und deutlich häufiger,

Hochwasser geben wird. Die Frage der Vorbeugung ist beim Hochwasserschutz die Schlüsselfrage.

Aber warum verfestigt sich der Eindruck, dass sich seit 2002 diesbezüglich nicht viel verbessert hat?

Rot-Grün hat damals gegen den Widerstand fast aller Länder das Gesetz zum vorbeugenden Hochwasserschutz durchgesetzt. Die Länder sind bei der Umsetzung noch, immer außerordentlich zögerlich ­ etwa bei der Ausweisung von Überschwemmungsgebieten. Obwohl der Bund für Rückdeichungsprojekte, um den Flüssen mehr Raum zu geben, die Hälfte der Mittel zur Verfügung stellt, kommt dies nur schwer voran. Für das Projekt in Lenzen, gegenüber vom heute überschwemmten Hitzacker, habe ich noch 2002 die Zusage erteilt. Dennoch ist die Gefahr für den Ort immer noch nicht entschärft.

Woran liegt das?

Für den Deichbau gibt es Akzeptanz - bei Rückdeichungen nur Ärger. Und den scheuen die Länder. Wenn man nun eine Föderalismusreform verabschiedet, die beinhaltet, dass der Bund zwar bundesweite Standards setzt, den Ländern aber erlaubt wird, von diesen Regelungen abzuweichen, wird der Hochwasserschutz doch per Landesbeschluss durchlöchert (Anmerkung des Verfassers: Aber nur, wenn der Bundes-Standard unterlaufen wird oder ?). Der Bund ist der einzige, der solche Konflikte zwischen den Bundesländern, zwischen Anlie­gern an Ober- und Unterlauf entscheiden kann. Alles andere ist Murks.

Vielleicht war Ihr Gesetz aber auch ein­fach nur schlecht gemacht.

Im Gegenteil. Die Grundlinie, die wir festgelegt haben, war absolut richtig. Der Punkt ist doch der: Länder und Kommunen zeigen oftmals nicht die Bereitschaft, sich auch mit örtlichen Widerständen, mit kleinlichen Einwänden von Einzelnen auseinander zu setzen. Dahinter steckt immer, noch der Irrglaube, man könnte den Flüssen das Hochwasser abgewöhnen. Sich gegen solche Widerstände durchzusetzen ist aber notwendig, um Hochwasserschutz sinnvoll zu praktizieren. Nur dann erhalten Flüsse den Raum, den sie brauchen. Das kann ein Land viel schlechter, als der Bund das könnte.

Das heißt, der Bund braucht alle Kompetenzen beim Hochwasserschutz?

Richtig. Deshalb müssen die Abweichungsrechte in der Föderalismusreform vom Tisch. Wir sind zum Beispiel damals für unsere Forderung nach Ackerbauverboten (Anmerkung des Verfassers: Seit wann behindert  Ackerbau den Hochwasserabfluss ?) in Überschwemmungsgebieten immer wieder heftig kritisiert worden. Das wollten die Länder selber bestimmen. Die Lage heute gibt uns Recht.

Müssen mehr Mittel von Bund und Ländern in den Hochwasserschutz gesteckt werden?

Das Problem ist nicht das Geld. Deichrückverlegung, Wiederherstellung von Auen, da lässt man der Natur einfach ihren Lauf ­ das kostet nicht viel, schafft aber Ärger. Das Problem ist die politische Feigheit. Die verheerenden Folgen bekommen wir derzeit zu spüren.

Mit JÜRGEN TRITIIN sprach Hagen Strauß

 

Hier noch einmal abschließend die Schwerpunkte des Elbe-Hochwassers 2006:  

Quelle: Super Illu Nr. 16, 12.04.2006

 

                                             

Nach wochenlanger Regenpause fielen wenigstens in den Quellgebieten von Elbe und Oder

abflusswirksame Niederschläge.

 Ich wusste nun nicht so recht, in welcher der beiden Rubriken 

hohes Niedrigwasser oder

niedriges Hochwasser

ich die folgenden Presseberichte einordnen sollte.

 

Ich habe mich in diesem Fall dann doch für die letztere Rubrik entschieden.

  

Wieder Hochwasser in der Elbe 

Die Elbe führt wieder Hochwasser. Die Behörden warnten gestern, dass am Pegel Schöna an der Grenze von. Tschechien zu Sachsen und in Dresden der Richtwert von vier Metern für die Alarmstufe eins heute überschritten werden könnte; hieß es aus dem Landesamt für Umwelt und Geologie. Ursache sind Niederschläge im Riesengebirge. Auch die Lausitzer Neiße führt mehr Wasser als normal. Der Richtwert für die Stufe drei sei nicht auszuschließen, hieß es.

Quelle: Lausitzer Rundschau, 09.08.06

 

Hochwasserscheitel der Elbe erreicht morgen (11.08.2006) Dresden

Auch an der Witka auf tschechischem und polnischem Gebiet sowie in Niederösterreich hat sich die Lage entspannt. Dort sind aber weiter drei regionale Bahnstrecken wegen Hochwasserschäden gesperrt. (ddp/ml)

Quelle: Lausitzer Rundschau, 10.08.2006

                                                                       

Hochwasserlage an Elbe entspannt sich

An der Elbe in Sachsen ist Entspannung in Sicht. Der Fluss schwillt seit gestern nur noch langsam an. Der Hochwasserscheitel in Dresden liegt bei 4,42 Meter.

Auch in Brandenburg droht an Elbe und Oder keine Hochwasserkatastrophe. Zwar steige das Wasser sehr schnell, doch durch die zuvor herrschende Trockenheit werde es nur zur Überspülung des Vorgeländes der Deiche kommen, sagte der Präsident des Landesumweltamtes Matthias Freude gestern. .

Quelle: Lausitzer Rundschau, 11.8.2006

 

Auch das ist zu bedenken:

Hochwasserwamung für Filmnächte

Roland-Kaiser-Konzert am Dresdner Elbufer gefährdet.

DRESDEN. Die sommerlichen und trockenen ersten Wochen der Filmnächte am Elbufer 2006 sind erst mal vorbei. Kurz vor der am Samstag beginnenden zweiten Hälfte.der aktuellen Spielzeit müssen die Filmnächte vorübergehend dem angekündigten Hochwasser weichen, teilten die Veranstalter gestern mit.

Für morgen (10.08.2006) sei ein Pegel von 4,80 Metern vorhergesagt worden, hieß es weiter. Bereits bei einem zu erwartenden Pegel von 4,20 Metern greife der Hochwasserplan für das Filmnächte-Gelände. 

Daher wurde gestern mit, dem Abbau des zwischen Bühne und Elbe liegenden Backstagebereiches begonnen. Die für heute geplante Vorführung des Filmklassikers "Casablanca" fällt aus, das morgige Konzert der Bloodhound Gang wird verlegt oder verschoben, Näheres steht noch nicht fest. Ebenfalls noch nicht fest steht, ob auch das Konzert von Roland Kaiser am Samstag auf dem Gelände stattfinden kann oder ob es verschoben oder verlegt werden muss.

Geplant ist das Kaiser-Konzert am Samstag ab 20 Uhr unter dem Motto "Kaiser-Mania IV". Im vergangenen Jahr hatte Roland Kaiser 10 000 enthusiastische Fans an das Elbufer gelockt.

Die am 12. Juli eröffneten Filmnächte - Deutschlands größtes Open-Air-Kinofest präsentieren bis zum 10. September rund 60 Streifen sowie zehn Konzerte und zwei Partys. Nach den sommerlichen Bedingungen im Juli hatten die Veranstalter schon mit mehr als den geplanten 150000 Besuchern gerechnet Dies wäre ein neuer Rekord, teilte Geschäftsführer Jörg Polenz in Dresden mit. (pm/pb)

www.filmnaechte-am-elbufer.de

 Quelle: Lausitzer Rundschau, 09.08.2006

 

Prof. Grünewald - ein Rufer in der Wüste:

Schon unterm König war´s erkannt

CAMPUS: Prof. Dr. Uwe Grünewald  sprach an der BTU  Cottbus über Hochwasserschutz

Vorrangig um sächsische Probleme ging es dem ersten Anschein nach in einer Veranstaltung für Senioren an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus..

Prof. Dr. Uwe Grünewald, Inhaber des Lehrstuhls Hydrologie und Wasserwirtschaft, in Dresden beheimatet und nach wie vor mit "Elbflorenz" und dem Umland verbunden, brachte in Erinnerung, was sich im August 2002 in und um Dresden, im oberen Elbtal und an den östlichen Hängen des Erzgebirges ereignete.

VON GERT SCHLUE

Wo ihm der Weg verbaut worden war, suchte das Wasser sein altes Bett, das es sich vor Urzeiten gegraben und das die Menschen ihm kurzsichtig eingeengt oder gar genommen hatten. So nahm die Flut ihren Weg ungeniert mitten durch den Dresdner Hauptbahnhof.

Der ausgewiesene und schon viel befragte Experte hat all dies selbst miterlebt und dokumentiert. Die Zuhörer ließ nicht kalt, was er mithilfe des Computers auch in Bild und Ton drastisch untermalte. Besonders betroffen wurden auf den Höhen die Orte Glashütte und Weesenstein. Unterhalb sah es nicht anders aus. Den Menschen stand das Wasser förmlich bis zum Halse, Haus und Habe gingen verloren, Hilfe von Seiten des Staates und Solidarität der Mitmenschen wurden lebenswichtig. Mit dem Verlauf der Flutwelle wurden - damit weitete sich der Blick auf die Problematik ­auch Gebiete in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen betroffen. Die Dramatik der Oder-Überschwemung.1997 blieb nicht unerwähnt.

Der Wissenschaft ist aufgegeben, mit aller Konsequenz der Frage nachzugehen, wie Katastrophen solcher Art künftig zu vermeiden sind. Aus dem Vorgefallenen ist zu lernen, so Prof. Grünewald. Hochwasservorsorge wurde zu einem kategorischen Imperativ. Keinesfalls dürfen wir, angesichts unserer Verantwortung für die Lebensumstände kommender Generationen; schicksalsergeben annehmen, dass der derzeit viel vermutete oder möglicherweise tatsächlich vor sich gehende Klimawechsel alles in Frage stelle. 

Erwiesen ist vielmehr: Im Verlauf von 1000 Jahren haben sich in unseren Breiten in klimatischer Hinsicht keine gravierenden Veränderungen gezeigt.

Zum Nachteil verändert dagegen hat sich der Umgang mit den Gegebenheiten der Natur.

Was Sachsen betrifft: Schon im einstigen Königreich gab es nach der Ballung großer Hochwasser im Bereich der oberen Elbe zum Beispiel in den Jahren 1845, 1862, 1876, 1890 und 1897 vielfältige Bemühungen, deren teilweisekatastrophalen Auswirkungen besser zu begegnen. Der Bau von zwei großen Flutrinnen (drei waren ursprünglich geplant) wurde in Dresden in Angriff genommen, wenn auch erst in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts vollendet. In der Fachsprache ausgedrückt, kam es jedoch durch spätere Auflandung, Vegetation und Bebauung zu vermeidbar gewesenen Wasserstandsaufhöhungen. 

                                                              

Das Augusthochwasser 2002 hat gnadenlos die Schwachstellen im Hochwasserschutz und in der Gewässerunterhaltung aufgezeigt.

Erste Maßnahmen zur Wiedergutmachung. zugelassener Versäumnisse sind seither angelaufen. So wurde die volle Kapazität des Flussbettes der Weißeritz durch Sedimentberäumung wiederhergestellt.

Doch insgesamt geht es viel zu langsam voran und die Wissenschaft hat es schwer, sich Gehör zu verschaffen..

"Der Hochwasserschutz ist beileibe kein allein sächsisches Problem", merkte Prof. Grünewald kritisch an. Weder in Deutschland, dessen föderale Verwaltungsstrukturen sich auch in dieser Hinsicht eher als hinderlich erweisen, noch 

im europäischen Maßstab gibt es derzeit eine auf der Höhe der Zeit stehende Hochwasserschutz-

Gesetzgebung.

Und ausgerechnet Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck, der während der Oderflut 1997 bundesweit als "Deichgraf" von sich reden machte, beugte sich als Präsident des Bundesrates dem Druck der Agrarwirtschaft und von Kommunen, die in gehabter Kurzsichtigkeit ihre Eigeninteressen voranstellen. Im Vermittlungsausschuss kam es wieder einmal zu faulen Kompromissen.

Wird erst noch das - dem bisher festgestellten Zyklus von etwa zehn Jahren nach ­ erneut zu befürchtende Hochwasser 

abgewartet 

und muss dieses erst wieder zur Katastrophe geraten?

Quelle: Lausitzer Rundschau, 13.01.07

 

Ende gut, alles gut? 

Am Bösen Ort lebt es sich jetzt sicherer

Größte Deichrückverlegung Deutschlands in der Prignitz abgeschlossen

LENZEN. Die größte Deichrückverlegung Deutschlands ist am Bösen Ort bei Lenzen (Prignitz) nach mehr als dreijähriger Arbeit abgeschlossen worden. Mit der Fertigstellung des 2. Bauabschnitts seien nun 3800 Menschen, 1400 Hektar Fläche sowie eine Bundesstraße vor Überflutung durch Elbwasser deutlich besser geschützt, teilte das Agrar- und Umweltministerium am Freitag in Potsdam mit. Die Gesamtarbeiten hätten 10,6 Millionen Euro gekostet. Durch einen 90-Grad-Bogen der Elbe gab es an der Stelle bisher eine sehr große Gefahr für einen Deichbruch, daher auch der Name.

"Das Land hat nach dem Elbehochwasser den Prignitzern das Wort gegeben, den Bösen Ort zu entschärfen. Dieses Versprechen wird nun eingelöst", wird Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) zitiert.

Der rückverlegte Deich ist mit 6,1 Kilometern Länge nun 1,1 Kilometer kürzer als der alte Hochwasserschutz. Der alte Deich soll im nächsten Jahr an sechs Stellen geschlitzt werden.

Der neue Deich ist an der weitesten Stelle 1,3 Kilometer ins Hinterland gerückt. Bis zu 40 Zentimeter könne der Wasserspiegel bei Extremhochwasser dadurch sinken, hieß es. Zwischen den beiden Deichen gebe es 420 Hektar Überflutungsvorland, das mehr als

15 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen könne. Der 1,60 Meter breite asphaltierte Radweg auf der Deichkrone wird bereits viel von Radtouristen genutzt und wurde am Freitag ebenfalls offiziell freigegeben.

Der mit Mitteln der EU, des Landes und des Bundes finanzierte Deichbau sei eine wichtige Voraussetzung, um das Naturschutzgroßprojekt "Lenzener Elbtalaue" zu verwirklichen, das eine natürliche funktionsfähige Flussauenlandschaft zum Ziel hat, erläuterte das Ministerium. (dpa/ta)

Quelle: Lausitzer Rundschau, 22.11.2008

                             

Sanierter Elbe-Deich schützt Prignitz

Hinzdorf. Mehr Hochwasserschutz: Ein sanierter Abschnitt des Elbedeiches ist am Freitag in der Prignitz übergeben worden.

Der 1,5 Kilometer lange Damm im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe kostete 2,5 Millionen Euro. Damit sind laut Umweltministerium

rund 70 der 76,2 Deichkilometer saniert.dpa/vc

Quelle: Lausitzer Rundschau, 02./03.07.2011

 

Hochwasserschutz: Lückenschluss an Elbe

Potsdam/Dömitz. Eine Schwachstelle im Hochwasserschutz an der Elbe ist beseitigt. Am Freitag (23.11.2012) wurde bei Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) eine 500 Meter lange Deichbefestigung übergeben, wie die Umweltministerien von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mitteilten. Die 405 000 Euro teure Dichtwand wurde in den Elbedeich eingebaut. Jetzt sei dieser zusätzliche Schutz durchgängig bis zum Schöpfwerk Gaarz in Brandenburg vorhanden, heißt es weiter, Die Wand, die zu zwei Dritteln in Meck­lenburg-Vorpommern liegt, soll den Elbedeich gegen Durch- und Unterströmung abdichten, Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) würdigte die gute Zusammenarbeit der beiden Länder, Die Kosten für die Maßnahme wurden geteilt. dpa/uf

Quelle: Lausitzer Rundschau, 24.11.2012

 

Knapp 50 Millionen Euro Fluthilfe in Brandenburg ausgezahlt

 

Potsdam. Zur Beseitigung von Flutschäden nach dem Sommer­hochwasser im vergangenen Jahr sind in Brandenburg bislang 48,4 Millionen Euro an Hilfeleis­tungen geflossen. Das erklärte Matthias Haensch, Sprecher der Investitionsbank (ILB), auf Anfra­ge. Bis auf Einzelfälle seien keine weiteren Auszahlungen mehr zu erwarten, sagte Haensch. Die An­meldefrist für alle Programme sei be_eits abgelaufen. Damit waren die Schäden im Land geringer als zunächst angenommen.

Nach der Flut hatte Branden­burg die Gesamtsumme auf rund 92 Millionen Euro geschätzt. Das meiste Geld floss mit 28,7 Millio­nen Euro in die Sanierung von Straßen, Gebäuden und Anlagen. Knapp 330 Landwirte, deren Fel­der. überflutet waren, erhielten insgesamt rund 19,4 Millionen Euro. .

Die Schäden bei Firmen und Pri­vatleuten waren eher gering. Fünf Firmen erhielten< insgesamt 45 000 Euro Soforthilfe und zehn geschädigte Bürger gut 227 000 Euro für die Instandset­zung ihrer Wohnungen. Schwer­punkte waren neben Vorsorge­maßnahmen im Spreewald und in Cottbus die an der EIbe gelegenen Städte Wittenberge und BadWils­nack, das Amt Rhinow, das Milo­wer Land, Herzberg und Mühl­berg.

Bund und Länder hatten einen Fluthilfefonds in Höhe von acht Milliarden Euro zur Verfügung ge­stellt. Dieser Fonds wird vermut­lich nicht ausgeschöpft. In der ver­gangenen Woche hatten die Minis­terpräsidenten der Länder jedoch die Idee abgelehnt, Hilfen für Flüchtlinge mit den nicht abgeru­fenen Geldern zu bezahlen. Der Bund hat nun aber für die Unter­bringung der Asylbewerber in den kommenden zwei Jahren Unter­stützung von einer Milliarde Euro in Aussicht gestellt, die über Festbeträge aus der Umsatzsteuer fließen sollen. dpa/

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 02.12.2014

 

Elbhochwasser 2013 kostete rund 78 Millionen Euro

Sanierungsarbeiten an Deichen können noch drei Jahre dauern

Potsdam Nach dem Hochwasser von Elbe, Schwarzer Elster und Neiße im Sommer 2013 werden die Sanierungsarbeiten an Straßen, Deichen und Infrastrukturanlagen voraussichtlich noch drei Jahre dauern. Das sagte Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (parteilos) am Sonntag (28.12.2014) in Potsdam.

Grund dafür sei vor allem der längere Planungsvorlauf bei solchen Arbeiten. Insgesamt sei die Schadensregulierung nach dem Hochwasser aus Sicht der Ministerin aber "reibungslos" verlaufen. "Es ist gelungen, den landwirtschaftlichen Betrieben unbürokratisch und schnell zu helfen", so Schneider. "Auch viele Schäden an öffentlichen Gebäuden sind beseitigt."

Allerdings benötigt das Land zur Reparatur seiner Infrastruktur deutlich mehr Geld, als es ursprünglich angenommen wurde. Der einst veranschlagte Entschädigungsbedarf von 48 Millionen Euro sei mit den bislang bewilligten Projekten bereits um fünf Millionen Euro überschritten worden. Dagegen wurden von den für Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe veranschlagten 35 Millionen Euro nur rund zwei Drittel abgerufen: Brandenburgs Landwirte reichten lediglich 343 Anträge auf Schadensregulierung ein, die zusammen ein Volumen von etwa 20 Millionen Euro hatten. Noch weniger wurden Privatleute durch das Hochwasser geschädigt: Hier gingen nur zwölf Anträge ein, die zusammen ein Volumen von 800 000 Euro umfassten.

Insgesamt stehen dem Land Brandenburg aus dem Aufbaufonds von Bund und Ländern nach Angaben des Infrastrukturministeriums Mittel in Höhe von bis zu 89,7 Millionen Euro zur Verfügung. Enthalten seien in dieser Summe auch Gelder aus dem Europäischen Solidaritätsfonds (EUSF) in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro.

Bislang sind nach Angaben von Schneider insgesamt 581 Schadensfälle im Umfang von rund 78 Millionen Euro gemeldet worden. Nachzügler könnten aber noch bis zum 30. Juni des kommenden Jahres einen Antrag auf Entschädigung stellen. Was die landeseigene Infrastruktur betrifft, bestehe der größte Sanierungsbedarf mit 14,6 Millionen Euro im Landkreis Elbe-Elster, gefolgt vom Landkreis Prignitz mit 6,9 Millionen Euro und dem Havelland mit 2,1 Millionen.

Benjamin Lassiwe

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 29.12.2014

 

 

 

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